Wenn ein Gericht in Groß­bri­tan­ni­en ent­schei­det, dass Trans­frau­en kei­ne Frau­en sind – dann ist das kein „Dis­kurs­bei­trag“. Es ist eine poli­ti­sche Fest­le­gung auf ein Men­schen­bild, das längst wider­legt ist.

Psy­cho­lo­gisch betrach­tet ist Geschlecht kein sta­ti­sches Fak­tum. Es ist ein Pro­zess. Nie­mand besteht aus einem ein­zi­gen Merk­mal. Jeder Mensch trägt soge­nann­te „männ­li­che“ und „weib­li­che“ Antei­le in sich – unab­hän­gig von Geni­ta­li­en oder Chro­mo­so­men. In der ana­ly­ti­schen Psy­cho­lo­gie spre­chen wir seit Jahr­zehn­ten von Ani­ma und Ani­mus – inne­re Antei­le, Ener­gien, Aus­drucks­for­men, die sich durch Sozia­li­sa­ti­on, Erfah­rung und Selbst­wahr­neh­mung for­men.

Das Gere­de vom „bio­lo­gi­schen Geschlecht“ ist ein gefähr­li­cher Mythos, der so tut, als gäbe es eine objek­ti­ve Wahr­heit jen­seits von gesell­schaft­li­cher Zuschrei­bung. Gibt es nicht. Es gibt ein bei der Geburt zuge­wie­se­nes Geschlecht – mehr nicht.

Die Argu­men­ta­ti­on, Trans­frau­en dürf­ten bestimm­te Räu­me nicht mehr betre­ten, weil sie angeb­lich kei­ne Frau­en sei­en, ist nicht nur wis­sen­schaft­lich unsin­nig. Sie ist psy­cho­lo­gisch und mensch­lich gewalt­voll. Sie spricht Men­schen das Recht auf ihre geleb­te Wahr­neh­mung ab. Und sie instru­men­ta­li­siert Schutz­räu­me.

Was dabei zusätz­lich über­se­hen wird:
Wenn Trans­frau­en nicht mehr als Frau­en gel­ten, dann gel­ten auch Trans­män­ner nicht mehr als Män­ner.

Die Kon­se­quenz:
Trans­män­ner müss­ten künf­tig wie­der Schutz­räu­me für Frau­en nut­zen – gegen ihren Wil­len, gegen ihre Rea­li­tät, gegen jeden Respekt.

So wird aus „Schutz“ ein Zwang.

Und noch etwas:
Wenn Frau­en­recht­le­rin­nen begin­nen, den Zugang zu Schutz­räu­men über „bio­lo­gi­sche Merk­ma­le“ zu defi­nie­ren, bedie­nen sie unge­wollt die­sel­be Logik, gegen die sie sich ursprüng­lich gewehrt haben.

Sie zemen­tie­ren ein Sys­tem, in dem das „Weib­li­che“ zum Schwa­chen, Schutz­be­dürf­ti­gen gemacht wird – und das „Männ­li­che“ zum Gefähr­li­chen. So erhal­ten wir genau jene patri­ar­cha­len Struk­tu­ren auf­recht, die wir eigent­lich über­win­den woll­ten. Eman­zi­pa­ti­on heißt nicht „Mani­fes­ta­ti­on eines patri­ar­cha­lisch defi­nier­ten Kon­struk­tes“. Eman­zi­pa­ti­on heißt, genau die­se alten Denk­mus­ter hin­ter uns zu las­sen, in einer Gesell­schaft, die die von Wieb­ke Wie­deck gegrün­de­te Initia­ti­ve Zukunft Ohne Gewalt — Gewalt­freie Fami­li­en, Bezie­hun­gen, Gesell­schaft als Simu­lar­chat defi­niert hat.