Männer leiden oft im Stillen. Sie kämpfen, verstecken und ignorieren ihre Schmerzen – bis der Druck übermächtig wird. Viele Männer warten Jahre, bevor sie sich eine Depression eingestehen. Doch wenn sie endlich Hilfe suchen, gibt es Anlaufstellen, die ihnen gezielt Unterstützung bieten. Die Tagesklinik für Männer des Klinikums Wahrendorff in Sehnde-Köthenwald ist eine solche Anlaufstelle. Hier finden Männer einen Ort, an dem sie ihre Depression in einer sicheren und unterstützenden Umgebung angehen können.
Lukas Lorenz ist einer dieser Männer. Sein Suizidversuch liegt bereits drei Jahre zurück, als er im Oktober 2023 seine erste Psychotherapie beginnt. Statt wie gewohnt ins Büro zu gehen, wird er nun für sechs Wochen täglich die Tagesklinik für Männer besuchen. Diese Therapieeinrichtung, die im neu eröffneten Fachkrankenhaus für psychische Gesundheit im Klinikkomplex Wahrendorff untergebracht ist, bietet speziell auf Männer zugeschnittene Therapieangebote, die sich mit den oft unausgesprochenen Belastungen männlicher Patienten beschäftigen. Ziel ist es, ihnen Werkzeuge und Wege zu zeigen, die helfen, die Kontrolle über ihre mentalen Gesundheit zurückzugewinnen und die Balance in ihr Leben zu bringen.
Im Gruppenraum stehen sich zwei emotionale Welten gegenüber: Auf einem Plakat stehen Begriffe wie „stolz“ und „munter“, auf einem anderen „einsam“ und „wütend“. Für viele Männer, die den Zugang zu ihren Gefühlen über Jahre verloren haben, wird hier eine neue Sprache gefunden. In täglichen Runden setzen sie sich mit ihren Emotionen auseinander. Gefühle wie „schlecht“ sind zu pauschal – hier lernen die Männer, Worte für ihre tatsächlichen Empfindungen zu finden und auszudrücken.
Lorenz beschreibt seine Erkrankung als einen inneren Konflikt zwischen Wut und Gelassenheit. Diese Metapher erinnert ihn an den Superhelden Bruce Banner, der sich mit dem wütenden Hulk in seinem Inneren aussöhnen muss. Ein kleines Captain-America-Schild dient ihm dabei als „Skill“, ein greifbares Hilfsmittel, das ihn in schwierigen Momenten beruhigt und fokussiert.
Neben ihm sitzt Dominik Auerbach, ein 33-jähriger Lkw-Fahrer, der ebenfalls seine erste Therapieerfahrung macht. Wie Lorenz ist auch er Vater und leidet seit Jahren unter Depressionen. Die Gespräche in der Gruppe, das gemeinsame Spiel und die täglichen Therapiesitzungen geben ihm die Möglichkeit, sich ohne Scham mit seinen Ängsten und Unsicherheiten auseinanderzusetzen.
Die Tagesklinik für Männer bietet nicht nur medizinische Unterstützung, sondern schafft auch Raum für Gemeinschaft und gegenseitige Bestärkung. Die Patienten sind hier unter Gleichgesinnten, die ähnliche Herausforderungen erleben und sich mit gegenseitigem Verständnis begegnen. Durch diese spezialisierte Unterstützung lernen Männer, sich selbst zu priorisieren und ihren Heilungsweg aktiv zu gestalten – ohne das Stigma, das oft auf Männlichkeitsbildern lastet.
In der Tagesklinik für Männer können sich betroffene Männer langsam aber sicher von ihren inneren Konflikten lösen, ihre Gefühle benennen und konstruktive Wege für sich finden. Die Tagesklinik bietet diesen Männern einen Ankerpunkt auf ihrem Weg zurück ins Leben.
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