Häus­li­che Gewalt in Deutsch­land nimmt besorg­nis­er­re­gend zu. Aktu­el­le Sta­tis­ti­ken zei­gen, dass täg­lich durch­schnitt­lich 700 Fäl­le gemel­det wer­den. Unse­re Vor­sit­zen­de Wieb­ke Wie­deck sprach kürz­lich mit WDR5 über die­se alar­mie­ren­den Zah­len und die drin­gen­de Not­wen­dig­keit, Lösun­gen zu fin­den. In den letz­ten fünf Jah­ren ist die Zahl der Betrof­fe­nen um fast 20% gestie­gen, was die Dring­lich­keit unse­rer Arbeit deut­lich unter­streicht.

Wieb­ke Wie­deck, eine erfah­re­ne Psy­cho­lo­gin, die über 5.000 betrof­fe­ne Frau­en betreut hat, beton­te im Gespräch die Wich­tig­keit, häus­li­che Gewalt sicht­bar zu machen. Sie erklär­te, dass es ent­schei­dend sei, die­se Pro­ble­me offen anzu­spre­chen und aktiv nach Lösun­gen zu suchen. Ein wesent­li­cher Punkt ihrer Aus­füh­run­gen war die Not­wen­dig­keit, die Ursa­chen der Gewalt zu ver­ste­hen und anzu­ge­hen. Dabei hob sie her­vor, dass es wich­tig sei, vor allem die Täter in den Blick zu neh­men, um die zugrun­de lie­gen­den Dyna­mi­ken zu ver­ste­hen und zu durch­bre­chen.

Um die Ursa­chen für Gewalt im sozia­len Nah­be­reich bes­ser zu erfor­schen, führt unse­re Initia­ti­ve der­zeit eine umfas­sen­de Stu­die in Zusam­men­ar­beit mit über 400 Ver­ei­nen und Insti­tu­tio­nen durch. Ers­te Ergeb­nis­se zei­gen, dass Macht und Besitz zen­tra­le The­men bei Tätern sind. Gleich­zei­tig ver­hin­dern oft wirt­schaft­li­che, räum­li­che und emo­tio­na­le Abhän­gig­kei­ten, dass Frau­en sich aus gewalttäti­gen Bezie­hun­gen lösen kön­nen.

Wie­deck wies nach­drück­lich dar­auf hin, dass häus­li­che Gewalt alle sozia­len Schich­ten betrifft und kein spe­zi­fi­sches Migra­ti­ons­the­ma ist. Sie beton­te: „Es ist der nor­ma­le deut­sche „CIS-Mann“, der Gewalt aus­übt.” Zusätz­lich pro­ble­ma­tisch ist die oft unfai­re Behand­lung von Frau­en durch das Jus­tiz­sys­tem, was die Situa­ti­on für Betrof­fe­ne wei­ter erschwert.

Abschlie­ßend unter­strich Wieb­ke Wie­deck die Rol­le der gesam­ten Gesell­schaft im Kampf gegen häus­li­che Gewalt. Sie mahn­te: „Jede Gewalttat ist eine bewuss­te Ent­schei­dung – das gilt für Täter und für die­je­ni­gen, die weg­schau­en.“ Mit die­ser Aus­sa­ge appel­liert sie an uns alle, nicht die Augen zu ver­schlie­ßen, son­dern aktiv zu wer­den und Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men. Nur durch gemein­sa­mes Han­deln und erhöh­te Auf­merk­sam­keit kön­nen wir die­sem wach­sen­den Pro­blem effek­tiv begeg­nen und Betrof­fe­nen die not­wen­di­ge Unter­stüt­zung bie­ten.

Hören Sie das voll­stän­di­ge Inter­view mit Wieb­ke Wie­deck in der → WDR-Media­thek, oder über­all, wo es Pod­casts gibt.