Jedes dritte Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland ist männlich. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Trotzdem gibt es bundesweit gerade mal zwölf Männerschutzwohnungen. Das Missverhältnis ist offensichtlich – und skandalös.
Die SWR-Dokumentation „Meine Frau schlägt mich” macht sichtbar, was Politik und Gesellschaft gerne ausblenden: Männer, die von ihren Partnerinnen geschlagen, bedroht oder psychisch terrorisiert werden. Männer, die sich nicht wehren können oder wollen. Männer, die verstummen, weil niemand ihnen glaubt.
Die Realität hinter dem Tabu
Autorin Birthe Jessen spricht mit Betroffenen, die Jahre gebraucht haben, um über ihre Erfahrungen zu reden. Die Scham sitzt tief. Das Klischee auch: Ein Mann kann sich doch wehren. Eine Frau schlägt nur aus Notwehr. Beides ist falsch.
Gewalt ist Gewalt – unabhängig vom Geschlecht derjenigen, die sie ausübt. Und die Spirale ist dieselbe: Isolation, Kontrolle, Eskalation. Der Unterschied liegt in der Wahrnehmung. Männliche Opfer werden nicht ernst genommen. Hilfsstrukturen existieren kaum. Behörden reagieren zögerlich, manchmal gar nicht.
Was fehlt: Schutzräume und Anerkennung
Zwölf Männerschutzwohnungen für ein Land mit über 40 Millionen Männern. Die Rechnung geht nicht auf. Wer sich aus einer Gewaltbeziehung lösen will, braucht einen Ort, an dem er sicher ist. Wer Anzeige erstattet, braucht Glaubwürdigkeit vor Gericht. Wer Hilfe sucht, braucht erreichbare Strukturen.
Der Film zeigt, wie engagierte Menschen versuchen, diese Lücken zu schließen. Und wie schwer es ist, Akzeptanz für ein Thema zu schaffen, das nicht in gängige Muster passt.
Hilfe gibt es – sie muss nur bekannt sein
Das Hilfetelefon für Männer erreicht ihr unter 0800 1239900
Beratungszeiten: Mo – Do 8 – 20 Uhr, Fr 8 – 15 Uhr
Sofort-Text-Chat: Mo – Do 12 – 15 Uhr und 17 – 19 Uhr
Quelle: SWR-Story-Dokumentation „Tabu im Tabu – Kindesmissbrauch durch Frauen” von Sebastian Bellwinkel (Erstausstrahlung: 19.10.2023)