Die toxi­sche Nor­ma­li­tät unse­rer Gesell­schaft in Bezug auf die Sexua­li­sie­rung (jun­ger) Frau­en hat der You­Tuber Rezo in einem aktu­el­len und groß­ar­ti­gen Video auf­ge­zeigt.

Offen­sicht­lich sind die Zuschauer*innen der Sen­dung „Ger­ma­nys Next Top­mo­del“ schon so kon­di­tio­niert, dass es nie­man­den mehr stört, wenn min­der­jäh­ri­ge Mäd­chen nackt auf einem Pferd rei­tend durch die Stadt geführt wer­den – Papa­raz­zi und Otto-Nor­mal-Kame­ra-User natür­lich inklu­si­ve.

Es gibt auch immer wie­der jun­ge (min­der­jäh­ri­ge) Frau­en, die sich vor der Kame­ra nicht kom­plett aus­zie­hen möch­ten. Doch da Pro7 die Zuschau­er­zah­len wich­ti­ger sind als der Per­sön­lich­keits­schutz die­ser (jun­gen) Frau­en, wer­den die­se dazu gedrängt, wenn nicht gar getrie­ben, sich sexua­li­sie­ren zu las­sen.

„Komm schon, Du willst doch Model wer­den, oder?“, ist einer der gän­gigs­ten Slo­gans, mit denen die Selbst­be­stim­mung der Mäd­chen dann letzt­lich doch gebro­chen wird.

Ich wür­de es „Erpres­sung“ nen­nen, oder noch pas­sen­der: „Mani­pu­la­ti­on“.

Solan­ge in unse­rer Medi­en­welt mit jun­gen Frau­en so umge­gan­gen wird wie in der Sen­dung “GNTM”, brau­chen wir uns nicht wun­dern, dass Über­griffe auf (jun­ge) Frau­en in einer lei­der toxi­schen Anzahl Nor­ma­li­tät unse­rer Gesell­schaft sind.

Wenn wir als Abend­un­ter­hal­tung Sze­nen kon­su­mie­ren, in denen (jun­ge) Frau­en sich gefäl­ligst nicht so haben sol­len, dif­fa­miert wer­den, gede­mü­tigt wer­den, gewo­gen und nicht für gut befun­den wer­den, wenn das Über­tre­ten ihrer per­sön­li­chen, emo­tio­na­len und inti­men Gren­zen für den Job “nor­mal” ist, wenn toxi­scher Voy­eu­ris­mus Zuschau­er­zah­len bringt, haben wir es mit einem gro­ßen, kom­ple­xen, gesell­schaft­li­chen Pro­blem zu tun, in dem Frau­en ver­mit­telt wird, dass sie gefäl­ligst sexy, jung, schön, brav, folg­sam, unan­stren­gend, bedürf­nis­frei und sexu­ell ver­füg­bar sein sol­len, um gesell­schaft­lich aner­kannt zu wer­den.

Dass die­se Sen­dung zusätz­lich einen erheb­li­chen Bei­trag zu der hohen Zahl, der von Mager­sucht Betrof­fe­nen bei­trägt, kommt noch dazu.

GNTM abzu­schaf­fen, ist so fäl­lig, wie nur irgend­was.

Die gelingt vor allem, wenn uns als Zuschauer*innen bewusst wird, wel­cher Blick auf Frau­en unbe­wusst ver­mit­telt wird und wenn wir uns des­halb bewusst gegen die­se Sen­dung ent­schei­den.

Kei­ne Zuschauer*innen – kei­ne Sen­dung.

Wieb­ke Wie­deck