Die Stuttgarter Influencerin Kim Hoss und die Bildhauerin Lise van Wersch haben das “Sirens Collective” gegründet, um die Dunkelziffer sexueller Übergriffe aufzudecken. Die Plattform ermöglicht Betroffenen, ihre Erfahrungen anonym mit der Öffentlichkeit zu teilen und sexualisierte Übergriffe sichtbar zu machen.
Oftmals behalten Betroffene sexueller Gewalt ihre Erfahrungen für sich aus Scham oder aus Angst vor Victim Blaming. Das “Sirens Collective” schafft einen Raum, in dem Betroffene ohne Scham und Angst ihre Erfahrungen teilen können. Die Plattform existiert erst seit wenigen Monaten, aber es wurden bereits über 4.200 Einträge gesammelt, in denen Menschen ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt teilen.
Opfer sexueller Übergriffe zweifeln oft an ihrem eigenen Verhalten und fühlen sich schuldig für das Erlebte. Sie fragen sich, warum sie nichts gesagt, sich nicht gewehrt oder naiv gehandelt haben. Dadurch fällt es ihnen schwer, sich anderen anzuvertrauen. Ein unerwarteter sexueller Übergriff kann einen Menschen sprachlos machen und zu Reaktionslosigkeit führen, sei es im Club, am Arbeitsplatz oder im familiären Umfeld.
Opfer von sexuellen Übergriffen werden häufig mit Victim Blaming konfrontiert, das im öffentlichen Diskurs leider immer noch weitverbreitet ist. Dies hält viele davon ab, sexuelle Übergriffe öffentlich zu machen oder anzuzeigen. Anstatt sich mitzuteilen, versuchen viele, das Geschehene zu verdrängen.
Wenn persönliche Grenzen massiv überschritten werden, kann dies traumatisierend sein und die Betroffenen erstarren lassen. Schuldgefühle erschweren ihnen zusätzlich das Vertrauen in andere Menschen. Trotzdem sind die Gründerinnen des “Sirens Collective” überzeugt, dass das Teilen und Lesen der Erfahrungen anderer helfen kann. Es vermittelt das Gefühl, nicht vollkommen allein mit dem Erlebten zu sein.