In den Medien wird das Thema Gewalt gegen Frauen häufig auf eine stereotype und schädliche Weise dargestellt. Bilder von physischer Gewalt, symbolisiert durch die drohende Faust eines Mannes, können nicht nur retraumatisierend wirken, sondern auch die Realität der Betroffenen verzerrt darstellen. Es ist an der Zeit, dass wir neue Wege beschreiten, um dieses ernste Thema angemessen zu visualisieren.
Auf der Tagung „Mächtig daneben? Oder BILDERMÄCHTIG?“ wurden neue Ansätze diskutiert, die dazu beitragen sollen, Gewalt gegen Frauen in den Medien verantwortungsbewusster zu präsentieren. Der entwickelte Leitfaden bietet Richtlinien, die die Authentizität und Nuancen besonders bei partnerschaftlicher Gewalt, die oft im Verborgenen stattfindet, betonen.
Ein Kernpunkt des Leitfadens ist die Vermeidung von stereotypen Bildern, die das Problem der Gewalt auf physische Misshandlungen reduzieren. Stattdessen sollten auch subtilere Formen von Gewalt wie psychische Gewalt, Bedrohungen und Nötigungen in den Bildern Eingang finden. Dies ist entscheidend, um die Komplexität des Themas adäquat widerzuspiegeln und die Würde sowie Privatsphäre der Betroffenen zu schützen.
Es wird betont, dass Bilder, die die Vielfalt von Gewaltformen darstellen, dazu beitragen können, frühzeitige Warnzeichen einer Gewaltbeziehung zu erkennen und ein tieferes Verständnis sowie Mitgefühl für die Betroffenen zu fördern. Dabei ist es wichtig, dass Bilder nicht aus der Täterperspektive gezeigt werden und keine Gewalttaten reproduzieren. Stattdessen sollte der Fokus auf den emotionalen und psychologischen Aspekten der Gewalterfahrungen liegen, um die Thematik respektvoll und ohne retraumatisierende Wirkung zu behandeln.
Der Leitfaden regt auch dazu an, das soziale Umfeld von Betroffenen einzubeziehen und den Prozess der Aufarbeitung und Heilung zu zeigen. Bilder sollten die unterstützende Rolle von Familie, Freunden und Kollegen betonen und auch politischen Protest und Aktionen gegen Gewalt abbilden, um Empowerment und Solidarität zu stärken.
Abschließend wird empfohlen, verschiedene Darstellungsformen zu nutzen, um auf subtile Art und Weise Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Durch den Einsatz von symbolischen Darstellungen und alternativen visuellen Elementen können die Medien dazu beitragen, das Bewusstsein und das Verständnis für die Bedeutung von kollektiven Aktionen gegen Gewalt an Frauen zu fördern.
Durch diesen neuen Ansatz in der medialen Darstellung haben wir die Chance, die Wahrnehmung dieses schwerwiegenden Themas zu verbessern und einen positiven Beitrag zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu leisten.
https://www.genderleicht.de/checklisten/#partnerschaftsgewalt
Dieser Leitfaden (Stand: 15.06.2023, ergänzt am 17.6.2023) erhebt keinen Anspruch, vollständig zu sein und soll regelmäßig aktualisiert werden – bitte senden Sie Hinweise und Ergänzungen an .