In Deutschland nimmt das Bewusstsein für sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche stetig zu. Dies bestätigte Kerstin Claus, die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, bei einem Besuch des seit zehn Jahren bestehenden Hilfe-Telefons in Berlin. Die Einrichtung, die ursprünglich hauptsächlich von direkt Betroffenen genutzt wurde, erfährt zunehmend Zuspruch von Personen aus dem Umfeld der Opfer sowie von Fachkräften, die Anzeichen für solche Gewalttaten erkennen.
Seit der Einrichtung des Hilfe-Telefons im Jahr 2014 wurden 50.000 Gespräche geführt. Ein bedeutender Fortschritt ist die Einführung einer Online-Beratung im Jahr 2021, die besonders bei jungen Menschen großen Anklang findet. Diese kontaktieren die Beratungsstelle vermehrt wegen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt im Internet. Das Angebot der Beratung ist anonym, verfügbar in 19 Sprachen und kann auch per Videocall in Gebärdensprache in Anspruch genommen werden.
Das breite Beratungsangebot wurde kontinuierlich erweitert. Seit zwei Jahren gibt es auch spezielle Angebote für Fachkräfte wie Kita-Personal oder Lehrkräfte, die sich bei Verdachtsfällen beraten lassen können. Die Zahlen zeigen, dass sich immer mehr Menschen aus dem professionellen Umfeld melden: Es gab einen Anstieg der Fälle um 16,4 Prozent. Besonders Kitas, Schulen und soziale Umgebungen werden zunehmend als Orte möglicher Übergriffe identifiziert.
Kerstin Claus betont die Dringlichkeit der Umsetzung des neuen Anti-Missbrauchsgesetzes, das von der Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) vorgelegt wurde und bald vom Bundeskabinett beraten werden soll. Dieses Gesetz wird nicht nur das Amt der Missbrauchsbeauftragten auf eine solide gesetzliche Basis stellen, sondern auch präventive Maßnahmen und Schutzkonzepte für Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe stärken.
Die Ergebnisse der seit 2016 laufenden Begleitforschung des Hilfe-Telefons zeigen eine konstante Zunahme von Anrufen bezüglich Verdachtsfällen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, kontinuierlich Ressourcen und Aufmerksamkeit auf die Bekämpfung und Prävention von sexualisierter Gewalt zu richten, um den Schutz unserer Kinder zu gewährleisten und zu verbessern.
Information: Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch [barrierefreie PDF]: → https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Hilfe-Portal_Factsheet_deutsch.pdf
So erreichen Sie das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch
Unter der Telefonnummer 0800 22 55 530 finden Betroffene, Angehörige und Fachkräfte Hilfe. Die Hotline ist Montag, Mittwoch und Freitag zwischen 9 und 14 Uhrsowie Dienstag und Donnerstag zwischen 15 und 20 Uhr zu erreichen. Unter → www.hilfe-telefon-missbrauch.online gibt es zudem eine Online-Beratung.