Lilly S. und Saskia A. haben eine gemeinsame Freundin durch einen Femizid verloren. Seitdem nutzen sie Instagram, um auf geschlechtsspezifische Gewalt aufmerksam zu machen. Ihr Account „Femizide stoppen“ zählt über 50.000 Follower, die sie für das Thema sensibilisieren möchten.
Der tragische Verlust ihrer Freundin Derya, die im November 2021 zusammen mit ihrem vierjährigen Sohn von einem ehemaligen Klassenkameraden getötet wurde, war der Auslöser für ihr Engagement. Mit ihrem Account dokumentieren sie Femizide in Deutschland und wollen damit das Bewusstsein für die Thematik schärfen. „Jeden zweiten Tag tötet ein Partner oder Ex-Partner eine Frau in Deutschland“, so Lilly S.
Ihre Recherchen basieren auf Google-Alerts und Hinweisen von Followern. Doch ihre Zahlen sind oft niedriger als die des Bundeskriminalamts, da viele Taten nicht ausreichend dokumentiert sind oder ihnen Informationen fehlen. Ihr Ziel bleibt, den Begriff „Femizid“ seriös und präzise zu verwenden.
Die Arbeit auf dem Instagram-Account ist zeitaufwendig und emotional belastend. Was als Coping-Mechanismus begann, ist für die beiden Aktivistinnen zur Normalität geworden. Sie schöpfen jedoch Kraft aus der Reichweite ihres Accounts und dem positiven Feedback.
Neben der Dokumentation von Femiziden veröffentlichen sie auch Beiträge zu anderen Gewaltformen, wie zuletzt über den Fall der Influencerin Anys, die von ihrem Ex-Partner bedroht wurde. Für Lilly und Saskia ist klar: Femizide sind die extremste Form patriarchaler Gewalt, die auf anderen Gewaltformen aufbaut. Diese gilt es bereits im Vorfeld zu bekämpfen.
Politisch fordern sie ein gesellschaftliches Umdenken und die konsequente Umsetzung der Istanbul-Konvention. Es braucht mehr Frauenhausplätze, besser geschulte Polizei und verfügbaren Wohnraum für Betroffene. Zudem unterstützen sie die Forderungen des Deutschen Juristinnenbundes, geschlechtsspezifische Beweggründe als straferschwerend anzuerkennen und zu verhindern, dass eine intime Beziehung zu Strafmilderung führt.
Der Account „Femizide stoppen“ ist eine wichtige Plattform für Solidarität und Bewusstseinsbildung. Lilly S. und Saskia A. brechen das Schweigen über Femizide und tragen dazu bei, dass das Thema in der Öffentlichkeit präsenter wird.