Jack Stock­leys preis­ge­krön­tes Regie­de­büt “Pur­ga­to­ry” ist ein kraft­vol­ler Inde­pen­dent-Kurz­film, der die schlei­chen­de Dyna­mik häus­li­cher Gewalt meis­ter­haft ein­fängt. Trotz begrenz­ten Bud­gets besticht der Film durch ein­dring­li­che Dar­stel­lun­gen, geschick­te Kame­ra­füh­rung und eine aus­drucks­star­ke Farb­pa­let­te.

Im Zen­trum der Geschich­te steht Lilith, eine Frau mit gesund­heit­li­chen Pro­ble­men, und ihr Part­ner Adam, der zunächst für­sorg­lich erscheint. Doch bald offen­bart sich Adams wah­res Gesicht: Er hält Lilith davon ab, ärzt­li­che Hil­fe zu suchen, reagiert eifer­süch­tig auf ihr gepfleg­tes Äuße­res und ver­bie­tet ihr schließ­lich den Kon­takt zur eige­nen Mut­ter. Die Situa­ti­on eska­liert in einem scho­ckie­ren­den Akt des Miss­brauchs an Liliths bewusst­lo­sem Kör­per.

Stock­ley zeich­net ein erschre­ckend rea­lis­ti­sches Bild davon, wie Miss­brauch sich lang­sam, aber uner­bitt­lich auf­baut. Der Film ent­larvt die Stra­te­gien von Tätern, die anfangs char­mant wir­ken, die Betrof­fe­nen jedoch zuneh­mend iso­lie­ren und deren Selbst­wert­ge­fühl sys­te­ma­tisch unter­gra­ben.

“Pur­ga­to­ry” sen­si­bi­li­siert für die sub­ti­len Warn­si­gna­le miss­bräuch­li­cher Bezie­hun­gen: von emo­tio­na­ler Mani­pu­la­ti­on und Demü­ti­gung über unbe­re­chen­ba­re Stim­mungs­schwan­kun­gen bis hin zu Ein­schüch­te­rung und sozia­ler Iso­la­ti­on. Der Film erin­nert Betrof­fe­ne ein­dring­lich dar­an, dass Hil­fe ver­füg­bar ist, und ermu­tigt sie, bei ers­ten Anzei­chen pro­fes­sio­nel­le Unter­stüt­zung zu suchen.

Mit sei­nem sozi­al enga­gier­ten Rea­lis­mus leis­tet “Pur­ga­to­ry” einen wich­ti­gen Bei­trag zur Auf­klä­rung über häus­li­che Gewalt und ihre oft über­se­he­nen Vor­bo­ten. Jack Stock­ley beweist mit die­sem Debüt sein Talent, kom­ple­xe gesell­schaft­li­che The­men in ein­dring­li­che Bil­der zu über­set­zen.