In der zwei­ten Fol­ge des Pro­jekts „Wie sexis­tisch bist du? – Das Expe­ri­ment“, einer drei­tei­li­gen Serie von tagesschau24 und dem NDR-Kul­tur­jour­nal, tre­ten sechs Män­ner vor die Kame­ra und neh­men sich einem The­ma an, das oft als „Frau­en­the­ma“ wahr­ge­nom­men wird: Sexis­mus. Aber die­ses Mal ste­hen nicht Frau­en, son­dern Män­ner im Fokus – und die Fra­gen, die ihnen gestellt wer­den, sind sol­che, die oft an Frau­en gerich­tet wer­den. Die­se Fra­gen sind in der Regel mit Kli­schees und tra­dier­ten Rol­len­bil­dern behaf­tet und wer­den bekann­ten oder erfolg­rei­chen Frau­en in Inter­views, aber auch im All­tag und Beruf gestellt.

Män­ner im Rol­len­tausch: Wenn Kli­schees das Den­ken prä­gen

Das Expe­ri­ment bringt Män­ner in eine unge­wohn­te Situa­ti­on, die zum Nach­den­ken anregt: „Füh­len Sie sich als Vater benach­tei­ligt?“ oder „Wie schaf­fen Sie es, Beruf und Fami­lie zu ver­ein­ba­ren?“ Es sind Fra­gen, die sonst kaum Män­nern gestellt wer­den und die tief in die Vor­stel­lung von Geschlech­ter­rol­len grei­fen. Die Teil­neh­mer reflek­tie­ren, was die­se Fra­gen über unse­re Gesell­schaft aus­sa­gen – und wie sehr sich Sexis­mus und tra­dier­te Rol­len­bil­der in den täg­li­chen Dia­lo­gen wider­spie­geln, oft unbe­wusst und unaus­ge­spro­chen.

Beglei­tet wird die Sen­dung von Maya Götz, Medi­en­wis­sen­schaft­le­rin und Medi­en­päd­ago­gin, die einen wis­sen­schaft­li­chen Ein­blick in die Struk­tu­ren von Rol­len­bil­dern gibt. Als Lei­te­rin des Inter­na­tio­na­len Zen­tral­in­sti­tuts für das Jugend- und Bil­dungs­fern­se­hen (IZI) beim Baye­ri­schen Rund­funk hat sie umfas­sen­de Erfah­rung und betont, wie die­se Rol­len­bil­der früh im Leben geformt wer­den und sich dann hart­nä­ckig hal­ten. Die Fra­gen, die in die­sem Expe­ri­ment ver­wen­det wer­den, sind nicht zufäl­lig gewählt: Sie spie­geln einen typi­schen Umgang wider, der die Wahr­neh­mung von Geschlech­ter­rol­len fes­tigt und Unter­schie­de schafft.

Ein Denk­an­stoß: War­um Män­ner sich damit aus­ein­an­der­set­zen soll­ten

War­um ist es wich­tig, dass sich auch Män­ner mit Sexis­mus und Rol­len­bil­dern aus­ein­an­der­set­zen? Die­ses Expe­ri­ment zeigt, wie unge­wohnt und teil­wei­se auch unan­ge­nehm es sein kann, in Fra­ge­form in eine bestimm­te Schub­la­de gesteckt zu wer­den – eine Erfah­rung, die vie­le Frau­en regel­mä­ßig machen. Indem Män­ner die Fra­gen beant­wor­ten, die nor­ma­ler­wei­se an Frau­en gerich­tet wer­den, ent­steht ein Per­spek­tiv­wech­sel, der neue Denk­an­sät­ze eröff­net und zeigt, wie ver­al­tet eini­ge Fra­gen wirk­lich sind.

Das Pro­jekt „Wie sexis­tisch bist du?“ regt dazu an, all­täg­li­che Fra­gen und Kli­schees zu hin­ter­fra­gen. Es erin­nert uns dar­an, dass Sexis­mus nicht nur Frau­en betrifft, son­dern auch die Art und Wei­se prägt, wie wir als Gesell­schaft mit­ein­an­der umge­hen. Ein Rol­len­tausch wie in die­sem Expe­ri­ment ermög­licht einen Per­spek­tiv­wech­sel, der nicht nur für die Teil­neh­mer, son­dern auch für die Zuschau­er Augen öff­net.