Kann ein Trauma vererbt werden? Diese Frage untersucht der Psychologe Leon Windscheid in einer bewegenden Dokumentation. Er trifft dabei die Familie Szepesi, deren Geschichte eindrücklich zeigt, wie traumatische Erfahrungen über Generationen nachwirken können.
Eva Szepesi, heute 91 Jahre alt, überlebte als zwölfjähriges Kind die Schrecken des Konzentrationslagers Auschwitz. Die extremen Belastungen, die sie dort erfuhr, haben nicht nur ihr eigenes Leben geprägt. Ihre Tochter Anita entwickelte als Erwachsene Panikattacken, wiederkehrende Albträume und schwere Angststörungen. Auch ihr Enkel Leroy berichtet von belastenden Situationen in seinem Alltag, die er mit den traumatischen Erlebnissen seiner Großmutter in Verbindung bringt.
Dieses Phänomen wird in der Psychologie als transgenerationales Trauma bezeichnet. Es beschreibt, wie schwere seelische Verletzungen — etwa durch erlebte Gewalt, Krieg oder Flucht — an nachfolgende Generationen weitergegeben werden können.
Die Wissenschaft erforscht verschiedene Erklärungsansätze für diese generationsübergreifende Weitergabe. Ein spannender Aspekt ist dabei die Epigenetik. In der Dokumentation spricht Windscheid mit einem internationalen Experten auf diesem Gebiet sowie einer erfahrenen Traumatherapeutin über die aktuellen Erkenntnisse.
Eva Szepesi hätte nie gedacht, dass ihre leidvollen Erfahrungen noch ihre Nachkommen beeinflussen würden. Heute weiß sie, was ihrer Familie hilft, besser mit diesem Erbe umzugehen. Ihre Geschichte macht Mut, denn sie zeigt: Der Kreislauf transgenerationaler Traumata kann durchbrochen werden.
Der Beitrag verdeutlicht, wie wichtig es ist, generationsübergreifende Traumata zu erkennen und professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Nur so können Betroffene und ihre Familien neue Wege finden, mit der Vergangenheit umzugehen und diese Last gemeinsam zu tragen.